Hilfe: Zu spät, zu spät, wir kommen zu spät…
Kennst du das auch?
Du startest wieder mal auf den letzten Drücker weil…
- dein Chef bis morgen unbedingt noch was braucht
- dein Kollege noch schnell eine Frage hat
- das Telefon noch kurz noch klingelt
- du noch schnell deine Nachrichten checken willst
- zu Hause gerade noch die Wäsche fertig wird, die noch in den Trockner gehört
- du noch schnell die Sachen zusammen suchst, die alle noch auf dem Weg zu erledigen sind usw.
“Beeil dich! Komm, mach schnell, sonst kommen wir zu spät!”
Und dann trödelt dein Kind beim Abholen wieder einmal rum…
- möchte dir noch seine gemalten Werke zeigen
- nur noch schnell den andern tschüss sagen
- ist so im Spiel vertieft und möchte eigentlich noch gerne weiterspielen
- hat vielleicht ganz andere Pläne als du
- oder ist einfach fix und foxi-kaputt vom Tag
…und mag sich jetzt einfach nicht schnell anziehen und mitkommen, um dir das Leben leichter zu machen;)
Mir ging es vor ein paar Wochen so, als ich meine Tochter (9 J.) Freitag Nachmittag abholen wollte, um sie zum Sport zu fahren. Ist leider weiter weg…
Das ging dann eine Weile hin und her, bis ich völlig entnervt reagierte:
“Weißt du was? Dann kommst du jetzt einfach mal zu spät damit du siehst wie das ist…” grmpfh
Also lies ich sie alle ihre Sachen alleine zusammen suchen,
- half ihr nicht beim Anziehen,
- ihre Wasserflasche aufzufüllen,
- schleppte nicht parallel gleich ihre Taschen zum Auto,
- grüßte alle freundlich, die mir begegneten und
- ich stellte sogar anderen Müttern noch die eine oder andere interessierte Frage,
- verabschiedete mich NICHT, wie gewohnt, von allen hektisch ins Wochenende,
- sondern in Ruhe und mit aller Gelassenheit dieser Erde.
Ich tat alles betont l-a-n-g-s-a-m.
Schließlich wollte ich meiner Tochter ja zeigen, wie es ist, wenn Mama nicht auf die Uhr schaut, nicht mithilft, das Kind nicht permanent antreibt und überhaupt…
So dass sie eben dann mal zu spät kommt und dann sieht wie das ist und das ziemlich doof findet. So der Plan!
Auf dem Weg geht die Bahnschranke kurz vorher runter. Bimmel, bimmel…
Und ich atme tief ein und wieder aus, ein und wieder aus…und schaue dabei nicht hektisch auf die Uhr, wie sonst immer. Nein, ich bin entspannt, tiefenentspannt.
Schließlich “wollen” WIR ja heute mal zu spät kommen!
Von den 5 Ampeln auf dem Weg schalten 3 vorher auf rot. Alles völlig in Ordnung!
Das verschafft uns Zeit und Raum.
Den Drängler lasse ich auch noch gerne rein weil der sieht ziemlich gestresst aus. Bitteschön, einfach reindrängeln weil wir haben heute VIEL Zeit! Jawohl ja!
Kein Parkplatz in Sicht und es geht zu wie im Taubenschlag. Schließlich sind da noch ganz viele andere, gestresste Elternteile, die ihren Nachwuchs zum Sport abliefern.
Alles kein Problem für mich, haha.
Und dann schaue ich endlich auf die Uhr…und sehe…WAS???
Wir sind 5 Minuten VOR der Zeit da. Oh Schreck, das gibt´s doch wohl gar nicht!
Das war doch gar nicht mehr zu schaffen gewesen?! Normalerweise geht das einfach gar nicht, wenn man sooo spät losfährt, mit allen Hindernissen auf dem Weg noch dazu.
Und jetzt??? Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich meiner Tochter auf Ihre Frage geantwortet habe, wie viele Minuten wir jetzt zu spät dran wären…PEINLICH.
Zum Glück kamen uns bekannte Mädchen-Gesichter entgegen und haben meine Tochter gleich mitgenommen. Ich schätze ihr war dann auch klar, dass alles im grünen Bereich ist.
Dann hat es bei mir KLICK gemacht…
Warum eigentlich rumhüpfen wie Rumpelstilzchen und alle verrückt machen, angefangen bei mir selbst, wenn es doch anders auch geht?
Was soll´s? Sicherlich ist es auch für mich wichtig pünktlich zu sein und andere nicht warten zu lassen. Das fällt für mich in die Kategorie wertschätzender und respektvoller Umgang.
Und das wollte ich als WERT meinen Töchtern auf alle Fälle auch so vermitteln. Dafür sorge ich normalerweise auch mit Zeitpuffern, nur manchmal…wird´s dann trotzdem eng.:)
Also was tun wenn´s wieder mal eng wird?
Wenn man doch anscheinend mit Ruhe und Gelassenheit viel mehr erreichen kann?
– sogar schneller und auch sicherer ans Ziel kommt
– es noch dazu die Nerven schont
– nicht so viel Energie frisst
– das Umfeld einen persönlich gleich viel freundlicher und souveräner wahrnimmt
– die gute Laune nicht vorweg den Bach runter geht?
Mein Tipp:
Einfach mal ausprobieren, auch wenn´s schwer fällt. Einen Gang zurückschalten und sehen was passiert!
Wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel, versteht sich;)
Selbstverständlich gibt es nachwievor Termine, auch bei mir, wo ich wieder in mein “altes Muster” zurückfalle und Hände und Füsse wieder eine rotierende Scheibe formen. Haha…
Aber diese Geschichte hat mich ziemlich geprägt und es gelingt mir dann in solchen Momenten IMMER ÖFTER einen Gang zurückzuschalten. Wenn ich wieder mal gefährlich auf der Überholspur unterwegs bin…
Hast du schon ähnliche Situationen erlebt? Dann freue ich mich auf deine Geschichte im Kommentar!
Alles Liebe und ein schönes Wochenende alsbald,
deine Birgit
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